- 50 lines of mine

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Herbstspaziergang mit Nicky

Ab durch den Wald

Sie setzt ein Bein vor das andere. Eifrig trippelt sie durch den buntgefärbten Wald. Sie schnüffelt hier und da, bis sie auf einmal beschleunigt und davon jagt. Dann bleibt sie ruckartig stehen und hebt das linke Bein. Wachsam verharrt sie. Wie angewurzelt steht sie auf ihrem Platz, die Nase schnurstracks in den Wind gerichtet.

Was hat sie gewittert?

Suchend schaut sie sich um, wedelt mit dem Schwanz und setzt ihren trippelnden Gang fort. Bald darauf springt sie begeistert durch das feuchte Laub. So schlägt sie einen Kreis, durchkämmt ihn im Zickzackmuster und eilt zurück zu den Füßen, die ihren Weg durch den Wald bestimmen. Eine Weile folgt sie den Schritten, doch dann regt sich ihr Spürsinn erneut. Hier ein Mäuschen, dort ein Fuchs, alsbald ein Hase. Der Geruch der Tiere ist verlockend. Schnuppernd kriecht sie umher, stöbert unter Hecken und sucht sich einen Pfad im Unterholz, so dass sie kaum zu erkennen ist. Ihr Instinkt treibt sie zwischen Ranken und dürren Ästen voran.

Ich rufe sie. „Nicky!" Es hallt laut in der einsamen Umgebung. Abrupt beendet sie ihr Gestöber und wartet. Abwechselnd dreht sie sich zu mir und in die Richtung, aus der sie etwas Spannendes wahrnimmt. Etwa ein Häschen? Anziehend weht es zu ihr herüber. Häschenduft. Wohin soll sie sich wenden?

„Nicky!", rufe ich erneut und gehe in die Knie. Jetzt kann sie meinem lockenden Ruf nicht mehr widerstehen und kommt in langen Sprüngen angehetzt. Ihr Fell ist nass und verschmutzt. Sie schüttelt sich. Tropfen fliegen. Dann steht sie still. Vertrauensvoll blicken mich ihre dunklen Augen an.

„Na, Kleine", sage ich zu ihr und streichele die samtene Falte an ihrem Nacken. Sie genießt diese Berührung, drückt sich eng an mich und legt ihren Kopf auf mein Knie. Das schwarze Näschen reibt an meinem Bein. „Süße", sage ich zu ihr, „wenn du so durch die Gegend tollst, wirst du ganz schmutzig." Wissend blickt sie mich an, schaut trotzdem zurück. Ihre Augen bleiben an einer Stelle haften. Sträucher wuchern dort dicht beieinander.

„Okay", beginne ich und richte mich auf „lass uns noch ein Stück weiter gehen."

Sie trabt ganz nah bei meinen Füßen. Hält mit mir Schritt. Nur hin und wieder beobachtet sie das Dickicht, in dem sie die Häschen wittert. Noch einmal möchte sie diesen Spuren folgen. Ich sehe es ihr an und lache. „Wie du meinst", ich nicke ihr zu und bleibe stehen. Unschlüssig sieht sie mich noch einmal an, dann wendet sie sich um und bahnt sich einen Weg durch das Gestrüpp. Ich lasse sie gewähren und warte.

Schließlich kehrt sie zurück. Blätter, Zweige und Kletten haben sich in ihrem Fell verhakt. Ich muss sie davon befreien. Es zwickt und sie zuckt. Ihr weißes Fell ist zottelig und zerzaust. Sie riecht nach Nässe. Aber es spielt keine Rolle, denn meine kleine Nicky ist die glücklichste Hündin, die es weit und breit gibt.

 
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